Ich ( wir) schwelgen immer noch in Erinnerungen. Das war der Wahnsinn. 60.000 Menschen feierten ihre Ikone. Wusste gar nicht, dass ich soviel Lieder mitsingen konnte. Alles war bunt und friedlich, und so voller Liebe! Und wow, was für eine wunderschöne Frau.
Ich glaube, das wird eine meiner schönsten Erinnerungen. Ich ( wir) drückte auf mein Zeitpanel und ging auf speichern. Völlig befreit und gut gelaunt, mit Glitter in den Locken, ging ich zurück ins 13. Lebensjahr.
Romy sass bereits im Unterricht und winkte mir zu. Ich deute ihr an, leise zu sein, wir reden später. Warum wirkt Sie eigentlich schon wieder so verärgert!
“Chill doch mal!” Die 13-jährige trat mir kurz gegen das Schienbein.
Ich lass es mal so gelten.
Es war sicherlich nicht in Ordnung, ihr zu erklären, welche Gefühle gerade angebracht sind. Das würde ich auch nicht wollen, aber ich schreibe etwas vor und da war die Reaktion schon voraussehbar.
Zur Pause hin verstand ich, was Romy so unangenehm war.
“Du willst mir jetzt nicht erklären, dass Andrea an dem Tag an einem anderen Platz versetzt wurde, als Flo den Brief erhalten hat!!!” So fassungslos fühlte ich mich schon lange nicht mehr.
“Glaubst du ernsthaft das war Absicht? Du musstest ja auf dieses blöde Konzert. Wie siehst du überhaupt aus?” Ja, ich ( wir) waren noch voll mit Glitzer und Glitter und anstatt dem Lila Hosenanzug trug ich eine türkise Glitter-Hot-Pants und ein rosa Spagetti-Top. Dazu waren meine Haare kunstvoll in 2 Zöpfe geflochten und ich zeigte meine eine regenbogenfarbene Haarsträhne.
(Romy, 13 Jahre alt, war ja nicht einer meiner ersten Einsätze). Nur dem Anschein nicht einer der einfachsten!
“Du gibst mir doch nicht etwa die Schuld!”
Die 13-jährige kaute an einem Selleriestiel herum. Mir wurde schlecht beim Anblick des grünen Gemüses. Im Alter werden wir merken, vieles können wir nur noch sehr schwer verdauen oder einfach gar nicht mehr essen können. Dazu zählt auch Rhabarber.
“Ich war alleine und du warst ja nicht bei mir - so gesehen ja DU bist schuld!”
Als wenn die junge Romy vorher nicht schon jeden Fettnapf *Redewendung* mit Anlauf und Schwung mitgenommen hätte. Da war Sie als Ich noch gar nicht an Bord.
“Danke der Nachfrage, das Konzert war befreiend ich hatte soviel Spaß, wie schon lange nicht mehr!” gab ich ( zickig ) zurück!
“Schön! Für dich!” Romy wedelte mit dem angekauten Sellerie-Stangel vor meiner Nase herum - und ich musste ein Würgen unterdrücken.
Wenn ich nervös oder verärgert bin, zieh ich mir Locken, in dem ich mit den Fingern in meine Haare gehe, eine Strähne ziehe und diese um die schlanken Finger zwirble.
Zum Ende des Gespräches, sah ich aus wie ein Pudel mit einer Regenbogensträhne.
Frage in die Runde, hat sich schon mal jemand mit seinem eigenen Spiegelbild gestritten??
Relativ erschöpft kehrten wir in die Klasse zurück und Romy blamierte sich gekonnt vor der Klasse im Englisch Unterricht.
“Meerschwein auf Englisch???”
Na was hättet ihr gesagt - Sea Pig???
Romy, 13 Jahre, total verknallt in Andrea versuchte deren Blicke auszuweichen. Vermutlich merkte Sie gar nicht, dass Andreas Lachen echt war und Sie nicht, wie alle andere*n, aus der Klasse auslachten.
Florian starrte immer noch ins Leere. Irgendwer aus der Klasse stand auf ihn und wollte sich mit ihm in der großen Pause treffen. Seine Nervosität machte sich in seinem Schriftbild sichtbar.
Als es darum ging, seine Niederschrift dem Lehrkörper vorzulesen, versagte er kläglich.
“Ja, Flori was ist denn mit dir los??”
Eine bittersüße Stimme aus der hintern Reihe flötete: “Flori hat nen Schwarm. Die treffen sich zum Knutschen aufm Pausenhof”- schmatz Geräusche drangen aus der vorletzten Reihe ans Lehrerpult. Und ein schallendes Lachen setzte von den Männerkindern ein.
Flori wurde knall rot (Scham) und Romy zu meinem Bedauern auch - aber das mehr aus Wut heraus!
Mobbing ist eine grauenvolle Sache und es beschäftigt uns auch im Erwachsenalter.
Es prägt uns !
Worte sind oft so Gemein.
Und jedes Lachen jeder Fingerzeig trifft dich, wie ein Stein!
Du weichst ihnen aus
aber Sie werfen weiter alles
auf dich, was Sie nur finden können.
Als Kinder noch sehr unbedacht.
Bereiten Sie dir jeden Tag eine schlaflose Nacht.
Und stehst auf mit Magenkrämpfen und Schweiß gebadet im Ring.
Die Pein, die übrig bleibt, dein Hauptgewinn!
“Ja schau an, die Romy und der Flori.“
Vor Schreck stieß ich mich mit den Knien am Schülerpult an und schrie mein leisestes "Aua" aus. Romy wiederum stopfte alles in ihre Schultasche und sprang vom Tisch auf. Der Stuhl fiel krachend um, wobei er am anderen Tisch entlang rammte und ein Tintenfass mit sich riss - Schönschreibefüller. Die Tinte suchte sich ihren eigenen Weg und zog ein Rinnsal ins Englisch Buch von Michaela. Romy rannte mit Tränen aus dem Klassenzimmer - ab wann darf ich mein Testament aufsetzen?
Wut entbrannt hörte Sie noch Michaelas Stimme - "Das wirst du bereuen Bekloppte!"
Ich suchte verzweifelt im Klassenraum nach Löschpapier, um die restliche Tinte aufsaugen zu können. Danach rannte ich der 13 Jährigen hinterher. Aber draußen konnte ich Sie nicht mehr finden.
Romy wo bist du???
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