Wir, also eigentlich mein jüngeres (Ich) war außer sich. Romey war so wütend, dass Sie mit einem Wisch ihr Schülerpult leerfegte. Sie tobte, schrie und verfluchte ihr junges Leben. Es verging kein Tag, an dem sie nicht im Mittelpunkt von irgendwelchen Scherzen auf ihre Kosten wurde. Jetzt diese Note. Nein, in Mathematik war sie noch nie die Beste. Wer schafft es auch schon, selbst mit Nachhilfe, im Unterricht immer noch die gleichen Noten mit nach Hause zu bringen. Lass mich Nachdenken ... Niemand!!!
... Wutanfall ...
Romey (wir) zappelte auf dem Stuhl hin und her. Sie schrien immer lauter. Das Gesicht war nass von den salzigen Tränen und die Augen brannten bereits vor Schmerz.
"Ich hasse euch alle!"
Was hatte ich da nur angestellt. Ich erinnere mich noch so gut an diese ganze Schulzeit. Seitdem wir auf dieser neuen weiterführenden Schule waren, standen wir als auserkorenes Ziel für jede*n bereit. Und es ging meist über Worte und Sätze, wie „Du bist aber seltsam" oft hinaus. Ich kann nicht einmal sagen, ob es an unserem Aussehen lag oder wir uns für Sachen interessierten, die Kinder in unserem Alter sonst sehr lächerlich fanden.
Mit 5 Jahren konnten wir das Planetensystem erklären und kannten uns bestens mit der Meteorologie aus (auch bekannt als Wetterkunde). Uns machte eine Wolke nichts vor.
Da uns unsere Freundschaften durch die Familie vorgegeben wurden, verlor ich (wir) mit der Zeit das Interesse neue zu finden. Die einzigen Freunde, die ich (wir) hatten, waren seitenweise geleimt und gebunden. Hier traf ich allein die Entscheidung, wen ich "Cool" fand und wer einfach nur peinlich war! Und so verschlangen wir nahezu jedes Buch, was nur in Griffweite bereit stand, um alles Wissen in uns abzuspeichern.
Kennt Ihr Mathilda? Genauso fühlten wir uns auch. Ein kleines Mädchen, was lieber adoptiert werden wollte, weil die eigene Familie einem fremd vorkam. Das war vermutlich auch einer der Gründe, warum ich (wir) meinen Dialekt ablegte(n). Ich wollte einfach eloquenter wirken, um alle anderen aus der Familie mit meinem erlangten Wissenstand abzuhängen.
Oft nennt sich das, was uns prägt: Kindheit.
Und dazu gehörte leider auch die Schulzeit. Naja, wenigstes blieb mir (uns) das mit den ins Netz gestellten Videos erspart. Irgendetwas Positives mussten die 90er ja für uns haben!
... „Hi“ Irgendwie habe ich mir unser erstes Treffen anders vorgestellt. Wir (ich), also du „mein Kleines“, bekamst vor Schreck leichtes Ungleichgewicht und der Stuhl fiel krachend zu Boden. Wisst Ihr noch, die 90er, da gab es so weiße Hosen mit langen Bändern. Diese wurden wiederum an den Hosentaschen mit kleinen Ösen befestigt. Zweckmäßig sinnlos, da in diese Hosentaschen auch nichts hinein passte und in unserem Fall, genau diese uns zum Verhängnis wurden. Nach dem du (wir) mit dem Stuhl umkippten, verfingen sich die langen Bänder der Hose in den Stuhlbeinen, genauer gesagt, in den Schrauben. Leider bliebst du nicht am Boden liegen, sondern versuchtest aufzustehen und ...
„Was, wer bist du ???“
vor mir lag am Boden eingewickelt in den Bändern der Hose, die sich wiederum in den Stuhlbeinen verknotet hatten - Romey, das jüngere Ich. Ok, das klingt vielleicht fies, aber es war wirklich ein trauriger und herabwürdigender Anblick, meines eigenen Ichs.
„Hi ich bin Romey, ich bin du in 20 Jahren und komme aus der Zukunft. Eigentlich sollte ich für dich da sein, um dich aus diesen ganzen Unannehmlichkeiten zu befreien, aber du musstest dich ja heute für diese weiße Hose entscheiden! Und ich kann dir jetzt schon sagen, ich hätte Sie nicht gekauft … was ja paradox ist, weil ich bin, ja schließlich Du“
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